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Raus aus der Resignation!

Kürzlich sah ich eine kurze Rede von Matt Damon, dem bekannten US Schauspieler. In seiner Rede sagte er sinngemäß „Die Regierung meint, das Problem ist ziviler Ungehorsam. Das ist aber nicht unser Problem. Unser Problem ist ziviler Gehorsam. Unser Problem sind die Anzahl Menschen auf der ganzen Welt, welche den Diktaten der Anführer ihrer Regierungen gehorchen…“ Weise Worte, denn diese Welt könnte in der Tat eine andere sein, wenn mehr Menschen „zivil ungehorsam“ würden. Das bedeutet nichts anderes, als die eigene Taubheitsschwelle herabzusetzen, den Schmerz über bestimmte Gegebenheiten zu fühlen und entsprechend in Aktion zu treten, anstatt darüber zu resignieren. 

Resignation scheint – in kleinem oder großem Ausmaß – bei vielen Menschen ein Thema zu sein. Sei es die Resignation über die aktuellen Zustände auf der Erde, angefangen von Kriegen über Klimawandel, Flüchtlingsströme bis hin zu Umweltzerstörung und Unterdrückung oder auch Resignation über Dinge im eigenen Leben, wie beispielsweise ein langweiliger, stressiger Job, eine nicht erfüllende Beziehung oder die nervenden Nachbarn. 

Es ist hilfreich, sich an dieser Stelle einmal bewusst zu machen, was Resignation tatsächlich bedeutet. Wikipedia definiert Resignation wie folgt: „ (…) Resignation bezeichnet etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts die menschliche Haltung bzw. Gestimmtheit des Sich-Fügens in einer unausweichlichen Situation, z. B. aus (gefühlter) Aussichtslosigkeit.“ 

Wenn Du resignierst, gibst Du auf. Du gibst die Hoffnung auf Veränderung auf, meinst etwas sowieso nicht ändern zu können und bist damit Opfer der Umstände. Wenn Du in Bezug auf ein Thema resignierst, dann hast Du aufgehört, an Deine eigene Kraft zu glauben, gibst stattdessen Deine Autorität an andere Menschen oder an eine Situation ab und ruhst Dich auf dem Satz aus „Es ändert sich eh nichts“ oder „Was kann ich denn schon tun“. Opfer der Umstände zu sein und sich diesen zu fügen, hat durchaus seinen Nutzen. Wenn Du resignierst und damit in die Opfer-Rolle einsteigst, erhältst Du Aufmerksamkeit, musst keine Entscheidung treffen, brauchst keine Verantwortung zu übernehmen und kannst weiterhin rumjammern und Dich beschweren. Das einzige, was jedoch dadurch passiert, ist, das Du älter wirst, während sich an der Gesamtlage nichts ändert. Wenn Du resignierst, dann versuchst Du irgendwie in einem Sumpf aus Emotionen zu überleben. 

Vielen Menschen ist dabei nicht bewusst, dass Resignation auf einer Vermischung aus Gefühlen basiert, die – wenn sie getrennt voneinander gefühlt und ausgedrückt würden – wertvolle Energie und Information enthalten, um eine neue Richtung einzuschlagen. Doch wir haben diese Unterscheidung über Gefühle nicht gelernt, weder im Kindergarten, noch in der Schule noch im Studium oder im Job. Im Gegenteil, es gibt zahlreiche Menschen wie beispielsweise unverantwortliche Medienagenten, Politiker oder Religionsführer (manchmal sogar Personen in Deinem direkten, persönlichen Umfeld), die ein Interesse daran haben, dass wir weiterhin taub bleiben und uns unserer tatsächlichen Gefühle über die Zustände in unserem Leben oder auf der Erde nicht bewusst werden. Warum? Nun, damit wir weiterhin resignieren und damit manipulierbar und kontrollierbar bleiben. 

Der Großteil der Menschen hat gelernt, sich an vorgegebene, gesellschaftliche Normen und Regeln zu halten, bloß nicht aufzufallen und damit „zivil gehorsam“ zu sein. Gewisse gesellschaftliche Regeln sind sicherlich sinnvoll, doch hat der zivile Gehorsam mittlerweile ein Ausmaß erreicht, dass die Menschen krank macht und die Erde vernichtet. Resignation, Depressionen, Burnout, all das sind Phänomene, die in den letzten Jahren massiv zugenommen haben. 

Ziviler Ungehorsam – wie Matt Damon es nennt – bedeutet jedoch nicht, dass Du ab sofort alle Regeln brichst, beginnst, das aktuelle System oder Deine direkten Umstände zu bekämpfen und zum Rebell wirst. Darum geht es nicht. Es geht vielmehr darum, den Weg zurück zu Deiner eigenen Autorität und Kraft zu finden und die Energie und Information, die sich in der Resignation oder der Depression verbirgt, als Treibstoff für neue Aktionen verantwortlich zu nutzen. 

Hier sind 7 Schritte, um aus der Resignation und dem damit verbundenen Überlebensmodus auszusteigen und in einen neuen Modus des Gestaltens, Kreierens und Lebens zu kommen. 

1. Gestehe Dir ein, dass Du resigniert hast 
2. Lerne zentriert zu sein
3. Nimm Deine Gefühle bewusst in Besitz
4. Übernimm radikale Verantwortung
5. Nutze die Kraft des Wählens, um einen neuen Weg zu gehen
6. Nutze Deine Gefühle verantwortlich, um in Aktion zu treten
7. Schließe Dich mit Gleichgesinnten zusammen 

1. Gestehe Dir ein, dass Du resigniert hast
Um aus der Resignation aussteigen zu können, ist es notwendig, Dir erst einmal einzugestehen, dass Du in Bezug auf eine konkrete Situation resigniert HAST. Du hast resigniert, wenn Du Sätze in Deinem Leben kennst, wie beispielsweise: 

  • Ja, diese Situation ist nicht so optimal, aber ich kann es eben nicht ändern. 
    Was soll ich schon alleine ausrichten können.
  • Der/die wird sich eh nicht ändern.
  • Lieber diesen Job/diese Beziehung/…, als gar keine(n).
  • Ich würde ja gerne etwas ändern, aber ich weiß nicht wie. Also lasse ich lieber alles so.
  • Gegen den/die bin ich machtlos. Da kann ich gar nichts machen.
  • etc. 

Wenn Du diese Sätze kennst, hast Du resigniert und bist Opfer der Umstände. 

2. Lerne, zentriert zu sein 
Wenn Du nicht zentriert bist, verhältst Du Dich angepasst. In dem Moment, wo Du Dich angepasst verhältst, gibst Du Deine eigene Autorität und Kraft ab und wirst zum Spielball. Meist haben wir als Kinder bereits gelernt, unsere Kraft abzugeben, beispielsweise an Autoritätspersonen, wie unsere Eltern oder Lehrer. Indem wir dies taten, wurden wir ungefährlich für die anderen Personen. Um aus der Resignation heraus zu kommen, ist es jedoch entscheidend, dass Du Deine eigene Autorität bist und Dir Deine Kraft zurückholst. Wie kannst Du Dich zentrieren? Mache Dir zunächst bewusst, dass Du ein sogenanntes energetisches Zentrum hast, das seinen Ursprung in der Größe einer Grapefruit nimmt und beweglich ist. Dieses legen wir oftmals in unseren Kopf, weil wir uns ständig Gedanken über alles Mögliche machen. Nachdem Du Dein energetisches Zentrum lokalisiert hast, nutze Deine Intention, um es bewusst auf Dein physisches Zentrum zu legen, das in der Körpermitte auf Höhe der Gürtelschnalle liegt. Das erfordert ein wenig Übung, doch schon nach kurzer Zeit, wirst Du ein Gespür dafür bekommen. (Mehr dazu findest Du auch im Buch Die Kraft des bewussten Fühlens von Clinton Callahan) 

3. Nimm Deine Gefühle bewusst in Besitz
Der dritte entscheidende Schritt besteht darin, Deine Gefühle wieder bewusst in Besitz zu nehmen. Konkret bedeutet das, dass Du wieder lernst, bewusst zu fühlen und mit den vier großen Gefühls-Territorien (Wut, Freude, Traurigkeit und Angst) vertraut zu werden. Dafür ist zunächst eine neue Sichtweise auf Gefühle erforderlich. In unserer Gesellschaft wurde uns bisher der Irrglaube eingetrichtert, dass Gefühle nicht okay sind. Wut wird tituliert als irrational, zerstörerisch, unzivilisiert (!), gefährlich und unprofessionell. Traurigkeit ist nach gängiger Meinung schwach, emotional, zieht andere runter, ist ebenfalls unprofessionell und unangenehm; während Angst als feige, instabil, lähmend, inkompetent und nervenaufreibend dargestellt wird. Freude ist hingegen in Maßen noch in Ordnung, doch wenn Du zu viel Freude zeigst, bist Du unrealistisch, kindisch, albern, naiv und nimmst das Leben nicht ernst. 

Resignation ist oftmals eine Vermischung von 2 oder sogar 3 Gefühlen über einen längeren Zeitraum. Meist sind Wut und Traurigkeit, manchmal auch noch Angst vermischt, die dann zu einem lähmenden Gefühlskloß im Körper werden und Dich unbeweglich machen. Wenn Du die Gefühle jedoch voneinander trennst, erhältst Du Zugang zu der Energie und Information, die dahinter steckt. Um diese Gefühle zu entmischen, ist es notwendig, zunächst eine neue Haltung in Bezug auf Gefühle einzunehmen. Die neue Annahme – die uns meist nicht beigebracht wurde – lautet: Gefühle sind neutrale Energie und Information, die Dir dienen. Du brauchst beispielsweise Deine Wut, um klare Grenzen zu setzen, Entscheidungen zu treffen, Ja/Nein zu sagen, Ungerechtigkeit zu erkennen, in Aktion zu treten und Maßnahmen zu ergreifen. Traurigkeit ist eine großartige Gefühlskraft, um Dich mitzuteilen, verletzlich zu zeigen, Dinge loszulassen, Mitgefühl zu entwickeln und anderen Raum zu geben. Angst dient Dir dazu, Gefahren zu erkennen, Risiken abzuschätzen, aufmerksam und präsent zu sein, im Nichts zu stehen und Neues auszuprobieren; während Du Freude nutzen kannst, um begeistert zu sein, andere zu inspirieren, zu experimentieren, Visionen zu haben und voranzugehen. 

Mit dieser neuen Sicht kannst Du Dich schließlich daran machen, die vermischten Gefühle, die bei Resignation auftauchen zu entmischen. In einem geschützten Raum kannst Du den Gefühlskloß der Resignation, der beispielsweise in Deiner Brust steckt, energetisch mit Deinen Händen auseinanderziehen, um anschließend klar auszudrücken, worüber Du wütend, traurig und eventuell ängstlich bist. Bewusst fühlen zu lernen bedeutet, zunächst einmal die 4 Gefühle jeweils bis 100% Maximum zu fühlen und auszudrücken. Dadurch machst Du die Erfahrung, dass Du größer bist, als das jeweilige Gefühl, sodass es Dich nicht mehr besitzt. Resignation hat Dich bisher möglicherweise fest im Griff gehabt, vielleicht hat sie sich überwältigend angefühlt oder lähmend und hilflos. Sobald Du die Gefühle getrennt voneinander fühlst, hört diese Verwirrung auf und Du kommst wieder in Deine Kraft. 

4. Übernimm radikale Verantwortung 
Ein weiterer Schritt aus der Resignation ist die Übernahme von radikaler Verantwortung. Radikale Verantwortung zu übernehmen bedeutet, aus dem Opfer-Modus der Resignation auszusteigen. Wenn Du Verantwortung übernimmst, kannst Du kein Opfer mehr sein. Radikale Verantwortung hat dabei etwas mit einer inneren Haltung zu tun. Es hat etwas damit zu tun, Dir einzugestehen, welchen Nutzen Du aus der Resignation ziehst und wie Du dafür gesorgt hast, dass Du in diese Situation geraten bist. Radikale Verantwortung erscheint nicht fair, weil sie keine Hintertürchen offen lässt. Sie hat jedoch nichts damit zu tun, dass Du die ganze Schuld einer Situation auf Deine Schultern lädst, doch Du hörst auf, Dich über die Situation zu beklagen. Übernimm im Falle der Resignation radikale Verantwortung dafür, dass Du bisher in der Opferrolle warst und sage, welchen Nutzen Du davon hattest. Nimm dabei wahr, wie viel Kraft Dir die neue, verantwortliche Geschichte über die Situation gibt. In dem Moment, wo Du radikale Verantwortung übernimmst, wirst Du zum Schöpfer Deines eignen Lebens. 

5. Nutze die Kraft des Wählens, um einen neuen Weg zu gehen
Sobald Du zentriert bist, Deine Gefühle in Besitz genommen hast und bereit bist, radikale Verantwortung zu übernehmen, hast Du die Wahl, einen neuen Weg zu gehen. Wir sind uns oft nicht bewusst darüber, dass das Wählen – neben Fragen und Deklarieren – eine der drei großen Kräfte ist, die uns niemand nehmen kann. Es ist deswegen eine so große Kraft, weil Du jederzeit OHNE GRUND wählen kannst (z. B. einen neuen Weg einzuschlagen) und Du zudem die Freiheit hast, aus dem zu wählen, was NICHT ANGEBOTEN wird. Kraftvolles Sein wird beispielsweise in der modernen Gesellschaft nicht wirklich angeboten. Du kannst Dich trotzdem dafür entscheiden. Du kannst Dich entscheiden, Dinge in Deinem Leben und auf der Erde zu verändern und eine neue Kultur zu erschaffen, die bisher noch nicht existiert. Eine Kultur, in der die Menschen ihre eigene Autorität sind, in ihrer Kraft sind, respektvoll miteinander und mit der Erde umgehen, etc. 

6. Nutze Deine Gefühle verantwortlich, um in Aktion zu treten
Dieser Schritt ergibt sich aus den anderen Schritten, insbesondere aus der Vorbereitung, dass Du die Gefühle wieder in Besitz genommen hast. Gefühle in Besitz zu nehmen ist der erste Schritt in der bewussten Gefühlsarbeit. Schritt zwei der Gefühlsarbeit besteht nun darin, die Gefühle Wut, Traurigkeit, Freude und Angst auch bewusst zu nutzen. Sobald Du Dich entschieden hast, einen neuen Weg einzuschlagen und die Resignation hinter Dir zu lassen, kannst Du ab sofort die Gefühle als zielsicheres Navigationssystem in Deinem Leben nutzen. Sie sind glasklare Indikatoren für Deine nächsten Schritte. 

7. Schließe Dich mit anderen Menschen zusammen
Während es typisch ist für Resignation, sich abzukapseln und still zu verhalten, ist der 7. Schritt um vollends aus der Resignation heraus zu kommen der, Dich mit anderen Menschen zusammenzuschließen und auszutauschen. Sobald Du beginnst, die oben genannten Schritte aus der Resignation zu durchlaufen, wirst Du feststellen, dass Dir mehr und mehr Dinge auffallen, die in Deinem Leben, in Deinem Job, Deiner Beziehung oder auf der Erde möglicherweise nicht funktionieren. Dinge, über die Du Dich wütend, ängstlich oder traurig fühlst. Indem Du Dich mit anderen Menschen zusammen schließt, stärkst Du das Feld, in dem Neues möglich ist. Unsere Gesellschaft hat bisher das Einzelkämpfertum und Konkurrenz propagiert. Durch diese Trennung haben wir ebenfalls an Kraft eingebüßt, denn als Einzelkämpfer nutzen wir nicht mehr die Kraft der Gemeinschaft. Wir sind wie einzelne Tiere, die von der Herde getrennt wurden. Dadurch sind wir leichter manipulierbar und verletzbar. Es könnte sehr sinnvoll sein, dass Du Deine Gefühle mitteilst und so mit anderen Menschen in Kontakt kommst, die möglicherweise ähnliche Themen wie Du verändern wollen.

Herzlichst, 
Deine Nicola Neumann-Mangoldt